Freitag, 27. Mai 2011

If everyone shared

Unter den Rauchern des Hauses ist es so Gang und Gebe, dass Zigaretten (aus)geteilt werden, sodass eigentlich nie jemand 'rauchfrei' ausgehen muss. (Und ja, das ist die Formulierung eines Rauchers und ja, ich weiß dass unsere Gesundheit das nicht so toll findet).

Heute Abend standen wir auf unserer Terasse und haben noch einmal tiefergehend darüber nachgedacht. B. aus Äthiopien, 21 Jahre, sagte dann: "Wisst ihr, in meinem Land ist es normal, dass man alles teilt, auch wenn man nichts hat. Menschen ohne Dach über dem Kopf schlafen & essen einfach bei anderen, so hilft jeder irgendwie jedem. Es gibt so viele arme Menschen in meinem Land".
B. ist selbst obdachlos.

Das hat mich bis jetzt beschäftigt, was-wäre-wenn-Szenarien in meinem Kopf kreiert, und utopische Phantasien von Nächstenliebe und Weltfrieden entstehen lassen, sodass ich das nun doch noch eben aufschreiben muss. Wie einfach doch alles sein könnte. 
In Äthiopien haben sie nichts und teilen doch ihre letzten Reste miteinander. Hier haben wir alles, und sorgen schön dafür, dass das auch so bleibt. Nur nichts abgeben. Wie viel einfacher vieles sein könnte, würden wir nur den Geiz-Regler ein bisschen runter-, und den Mitmenschlichkeits-Regler ein bisschen hochschieben. Nur ein kleines bisschen.

Dienstag, 24. Mai 2011

Up, up, up!

Die letzten Wochen scheinen unter einem guten Stern zu stehen, die guten Nachrichten häufen sich. Eindelijk!

Zunächst einmal ist meine vormalige liberianische Mitbewohnerin nun - endlich, nach 5 Monaten - aus dem Gefängnis Rotterdam entlassen worden!!! Sie stellt nun erneut Antag auf Asyl.
Und ich kann ihr endlich ihren Spiegel zurück geben, den ich nun schon so lange in guter Hoffnung für sie aufbewahrt habe. Nach 10 Jahren in den Niederlanden hat sie es so sehr verdient, endlich "anzukommen", endlich leben zu dürfen. Wir hoffen alle ganz besonders für sie.

Und zum zweiten - man wird es kaum glauben - haben R. aus Eritrea und ihre Tochter S. ihre Papiere bekommen!!! Während ich das schreibe, kann ichs gar nicht fassen! 3,5 Jahre Kampf, eine abgewiesene Asylanfrage, im letzten Moment noch davor gerettet, das Noelhuis verlassen zu müssen, ein 2jähriges Kind, dass den Status 'staatenlos' trägt.. und plötzlich geht alles unerwartet schnell. Erst kam ihr Identitätsbeweis aus Eritrea. 
Eine Woche darauf habe ich R. & nach Ter Apel begleitet (irgendein Dorf, sprichwörtlich befindlich am A**** von den Niederlanden und Anmeldezentrum für Asylbewerber):


 





























5 Stunden Zug hin, 11 Stunden (!!) warten, 5min Fingerabdrücke & Foto, 5 Stunden Zug zurück, fertig. Asylantrag die 2. erledigt. Einen Monat später, Interview in Den Bosch. Zittern, bangen, hoffen. Letzten Freitag der Anruf der Anwältin: Ihr habt Papiere! Heute: PARTY!!
 
 

 (Fotos werden mit ihrer Zustimmung veröffentlicht)


Aber man merkt schon, wie sich der Rest der Bewohner zwar mitfreut, aber doch so gerne selbst an ihrer Stelle wäre. Und auch R. fühlt sich deswegen (unbegründeterweise) schlecht und meinte, alle sollten doch endlich ihre Papiere bekommen. Trotz ihres schlechten Gewissens den anderen gegenüber hat, kann man ihr die Freude und Erleichterung ansehen.

Viele wissen, wie nah mir die beiden stehen, und können sich deshalb bestimmt gut vorstellen, wie es mir/uns im Moment geht :) Das ist sicherlich einer der schönsten Momente diesen Jahres! :)

"concrete jungle where dreams are made..."

Oh ja, ich war in New York! :)
Als Urlauberin, als Touri, als andere-ASFler-Besucherin. 12 Tage lang, New York, Philadelphia, Camden und Washington D.C. Was als Spontantrip/Schnapsidee im Januar plötzlich gebucht war, war bis zum Abflugtag ein (benah komplett) unorganisierter Chaosurlaub. Aber Dank einer großen ASF-Familie mit großen Herzen für unorganisierte Mitmenschen, surfte ich von Couch zu Couch/ Bett zu Bett, wurde geguided, beratschlagt und begleitet und so wurde es doch einer der eindrücklichsten Urlaube bisher :)
Nicht nur wegen überwältigenden Städten (das steht außer Frage), sondern auch wegen überaus gezelligen Mitmenschen, viel schwäbischer "G'miatlichkeit" und ein Haufen gemeinsamer Trips, ganz in ASF-Manier.
Und auch hier nochmal ein öffentliches, aufrichtiges DANKE an alle, ohne die mein Trip nicht halb so schön gewesen wäre! u.a.:


ASF-Family: Lilly (NY), Yannick (Rotterdam), Annika (NY), Felix (NY), Abid (NY), Torben (NY), meine Wenigkeit, Manu (Philly) - v.l.n.r.


Ich landete am 05.05. abends in New York, fuhr am 08.05. für 4 Tage nach Philadelphia mit 1-Tages-Ausflug nach Camden, dann für zwei Tage zurück nach New York, um dann zwei Tage in Washington zu verbringen, bis ich dann am Abflugtag wieder nach New York zum Kennedy-Airport zurück musste. In diesem Sinne ein HOCH auf die Chinabusse, die einen einfach mal für Preiskategorie "superbillig" durch die halbe Welt fahren :)

Da es hier wohl jeglichen Rahmen sprengen würde, all meine Erlebnisse aufzuschreiben beschränke ich mich darauf, ein paar Bilder hochzuladen. Wer schon einmal in NY war, weiß sowieso, wie es sich anfühlt und wer nicht, dem könnte ich es auch nicht einfach so beschreiben ;)
Eine Galerie mit ausführlich beschrifteten Bildern findet sich auch auf facebook.


 

















Ganz besonders hervorheben will ich eines meiner Highlights, zwei Tage in Manu's Projekt. In einem After-School-Program für Kinder obdachloser Eltern haben wir zusammen gespielt, geputzt, Hausaufgaben gemacht, getrommelt... Diese Kleinen haben ordentlich Eindruck auf mich hinterlassen und die Liebenswürdigkeit die sie (nicht nur) mir von Anfang an entgegen brachten, werde ich nicht so schnell vergessen :)


Zu den Fotos, here we go:
Most famous sights:


Central Park, NYC
















Time Square
New York's Skyline





Liberty Bell, Philly
South Street, Philly


City Hall, Philly
Ground Zero & das neue 'One World Trade Center'



Die Anfänge des neuen 'One World Trade Centers', NYC

Trinity Church, NYC


auf der Fähre nach Staten Island, Blick auf Downtown, Manhattan
Lady Liberty










Blick vom Rockefeller Center auf Uptown/ Manhattan & den Central Park


Blick vom Rockefeller Center auf Downtown/ Manhattan & das Empire State Building






ESB & me :)


Malcolm X Park, Washington D.C.





Sonstige Städteaufnahmen:


Eines der Häuser im Ghetto, Philadelphia. Ursprünglich für reiche Leute gebaut, wie man sieht.

Das einzige Foto aus Camden. Den Rest der Zeit hatte ich zu viel Angst, ausgeraubt zu werden. Ich glaub ich war die einzie Weiße in der ganzen Stadt.






Und ansonsten: Viel BBQ & viel gezelligheid!:






~ 30 Trommler im Malcolm X Park, D.C.





Ein ganzes Land sieht 'oranje'

Der Geburtstag der (ehemaligen, aber egal, interessiert niemanden) Königin ist jährlich immer wieder aufs Neue Grund und Anlass dafür, dass sich ein ganzes Land - ganz in orange gekleidet - hemmungslos volllaufen lässt. Zu diesem Anlass strömen ganze Menschenmassen in die Hauptstadt, dieses Jahr ca. 800.000, und sorgen damit für Bewegungsunfähigkeit deluxe. Das bedeutet vollgestopfte Straßen en masse und Amsterdam sieht aus wie ein riesen Ameisenhaufen voller orangefarbener Krabbeltiere.

Wer das Ganze beschönigender ausdrücken will, würde sagen: am koninginnedag (30.04.), kleiden sich die Menschen jedes Jahr aufs Neue vorzugsweise in orange (Farbe des Königshauses) oder rot-weiß-blau (Nationalfarben), feiern die Königin, am liebsten in der Hauptstadt, fahren dazu auf Booten über die Grachten oder ziehen durch die Straßen, weil sich die Stadt in einen riesen Flohmarkt verwandelt und vor allem Kinder dort ihren Ramsch loswerden und ein bisschen Geld verdienen können, oder nehmen an einer der unzähligen Feierlichkeiten zu Ehren der Königin teil. Diese finden vor allem in Cafés und Bars statt.
Wie man vielleicht schon vermuten könnte, habe ich den Königinnentag nicht in der Kinderflohmarkt-Variante erlebt ;)
Man muss ja zugeben, sie haben es probiert, im Zaum zu halten - Bier-Verkaufs-Limit von 1 Dose/Flasche am besagtem Tag, verstärkte Polizeipräsenz, Party-stopp um 20 Uhr statt - wie in den Jahren zuvor - um 21 Uhr. Gebracht zu haben scheint es nicht wirklich was, denn am Tag zuvor sah man den ganzen Tag Leute mit ganzen Einkaufswägen voller Bierpaletten aus den Supermärkten strömen, und wenn man morgens um 8 schon anfängt zu trinken, dann ist es auch nicht mehr so schlimm abends um 8 wieder aufhören zu müssen. Wenn man überhaupt so lange durchhält.
Für mich als "Neuling" war der ganze Tag ziemlich einprägend, eine ganze Stadt so voll wie das Ulmer Volksfest! Und dennoch kann ich verstehen warum viele Amsterdamer genug von diesem "Massenbesäufnis" haben. Wie die Stadt am nächsten Morgen aussah, lässt sich mit dem Wort "Müllhalde" auch nur gerade mal annähernd beschreiben.



 Eva und ich haben uns dem Stadbild angepasst, dass da wie folgt aussieht:

























































Fortbewegungsgeschwindigkeit 0,2km/h. Die Erfahrung war's auf jeden Fall wert! :)