Ich habe wohl meine
Standartaufgaben (im Shoppingmanagement werd ich immer besser :P), wie haushaltstechnische
Dinge oder das wöchentliche Vergadering mit der kerngroep.
Aber generell gibt
es hier fast täglich neue Aufgaben zu erledingen und neue Dinge zu entdecken
und zu erleben.
Im Folgenden
versuch ich dennoch mal einen Überblick zu verschaffen, was ich hier eigentlich
so im Groben tue.
(Achtung, langer
Blogeintrag - wer kein Bock hat viel zu
lesen, sollte jetzt damit aufhören ^^)
Meetings, meetings und
nochmal meetings. Ach ja, und meetings.
Vergadering
Jeden Dienstag, von
8.30 Uhr bis 11.30 Uhr ist Standart-Vergadering mit der kerngroep. Hier werden
die wichtigsten (& vertraulichsten) Dinge des Hauses besprochen – Bewohner,
Termine, Finanzen, Probleme, wer gehen muss, wer evtl. neu einzieht etc. etc.
Danach ist das Hirn
meinst leicht zermatscht, auch weil ich noch viel Konzentration dafür aufwenden
muss, die Sprache zu verstehen. Aber vor allem weil doch teilweise auch tiefgreifende
Probleme zu lösen und einschneidende Entscheidungen zu treffen sind.
Catholic Worker Amsterdam
CW-Logo |
Das JNH ist eines
von unzähligen Häusern innerhalb der Catholic-Worker-Bewegung, die ursprünglich
aus Amerika kommt. Diese Häuser wurden alle errichtet, um Bedürftigen zu
helfen, wie in unserem Fall Flüchtlingen. Auch hier in Amsterdam gibt es ein
CW-Netz, sodass es auch immer regen Kontakt von/nach außen gibt. Vergadering? –
natürlich, hier wurde z.B. das CW-Amsterdam-Logo vorgestellt, über Fahrradtaschen
und T-Shirts mit diesem Aufdruck und über die neue Regierung der Niederlande diskutiert.
(U.a. mit meiner
Vor-Vor-Vorgängerin Sabrina, die mich jetzt auch bei ASF mit einem
Förderbeitrag unterstützt – Danke nochmal an dieser Stelle :) )
Bezoekgroep
Sobald mein
screening bei den Behörden durch ist, darf ich als Mitglied der bezoekgroep 1x
alle 2 Wochen mit der Gruppe ins Abschiebegefängnis.
Und mit der
bezoekgroep gibt es natürlich auch jede Menge Dinge, über die man vergaderen
kann.
Ich bin echt
neugierig aber ich hab auch n bisschen Angst vor dem, was mich dann erwartet.
Vor allem weil ich nichts tun kann, außer alle 2 Wochen für eine halbe Stunde „da“
zu sein. Ich kann den Insassen sonst in keiner Weise helfen. Besuchen, nichts
weiter. Dennoch halte ich die bezoekgroep für sehr wichtig, weswegen ich mich
auch dazu entschieden habe, das zu machen. Von meinen Eindrücken davon wird garantiert
noch zu lesen sein ^^
Nieuwsbrief
4 Mal im Jahr gibt
es eine Art „Newsletter“ von unserem Haus.
Natürlich nicht virtuell, sondern ganz real,
DIN A5, schwarz-weiß, mit kleinen schwarz-weißen Bildern auf Umweltpapier.
(Mattias und ich planen gerade eine Revolution. Wir werden sehen wie der
nächste nieuwsbrief dann aussehen wird :P)
Wenn man dabei an
die Dimension von knapp 2000 Empfängern denkt, kann man sich vllt. vorstellen
wie viel Arbeit das macht. Bisher ist noch weniger das Versenden, als vielmehr
das Schreiben der Artikel das Hauptproblem. Die Zeit ist sehr knapp bemessen
und man sieht fast jeden Tag jemanden verzweifelt versuchen, sich nicht von
„wichtigeren“ Dingen (spielende Kinder, wunderschöne sonnige Herbsttage, ohje-Kaffee-ist-leer,
dringender Nikotinbedarf , singende Äthiopierinnen etc.) ablenken zu lassen - Mission Impossible
^^
Lebensgemeinschaft
Ganz ehrlich - ich
finde es wunderbar. Ich hab deswegen auch keine 24/7 - Arbeitswoche, ich habe
genügend Freizeit und auch sehr viele Freiheiten. Und darüber hinaus noch den Luxus, eine ganz
andere Beziehung zu meinem Projekt aufbauen zu können. Sowohl mit den
Flüchtlingen, als auch mit der kerngroep hat das alles hier eher eine familiäre
Atmosphäre. Es ist doch erstaunlich und sehr schön, wie schnell sich
gegenseitiges Vertrauen aufbauen kann. Von der Bereitschaft, abends gemeinsam
Karten zu spielen und zu lachen, obwohl man doch so komplett unterschiedlich
ist und sich nicht mal unterhalten kann, bis hin zum Erzählen seiner kompletten
Lebensgeschichte.
Ich merke jeden Tag
mehr, dass ich am richtigen Ort & im absolut richtigen Projekt bin. Und das
bestärkt mich nur noch mehr, hier mein Bestes zu leisten in diesem Jahr.
Wochenende
Ja, 5 Tage arbeiten
& 2 Tage frei, das lässt sich schlecht realisieren, wenn man quasi mit
seiner Arbeit zusammenlebt ^^ Versuch
mal, einem 2-jährigen Mädel zu erklären, dass du gerade keinen Bock hast, mit
ihr zu spielen, oder einem Hausbewohner, dass du lieber erst übermorgen mit ihm
oder ihr reden würdest. Ihr seht, unmöglich. Versteht sich aber schon von selbst
aus dem Begriff "Lebensgemeinschaft" und war mir somit auch von
vornherein klar. Und wie schon erwähnt, hab ich trotzdem viel Freizeit.
Zurück zum Thema Wochenende.
Wie es sich für
eine Metropole so gehört, kommt hier das Nachtleben auch nicht zu kurz. Doch
bisher läuft das bei mir noch ziemlich tourimäßig ab – was bedeutet, es ist
teuer. Bis ich (und die anderen 8 Amsterdam-ASF-Freiwilligen) die Preisklasse „Stundent“
entdeckt haben, dauert es wohl noch n
bisschen. Deswegen geben wir uns oft mit gemeinsamem Kochen im Studi-Wohnheim
& anschließendem gemütlichem Betrinken, oder einer kleinen Bartour zufrieden. Sehr zufrieden sogar :) Wenn man mal raus ist aus den komplett mit
Touris überlaufenen Gegenden (wie z.B. dem Rembradtplein), werden die
Kneipengänge doch heel erg gezellig und sehr „amsterdamerisch“ :)
A propos andere
Freiwillige. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen, wir würden uns aus den
Augen verlieren, halten wir doch sehr guten Kontakt. Und weil wenn wir den Sinn
unseres Auslandsaufenthalts nicht verfehlt sehen, wenn wir uns nicht jeden
Abend die Seele aus dem Leib tanzen, gehen wir oft einfach Sonntags een copje
koffie trinken.
Was so banal
klingt, ist echt wichtig für mich. Zum einen, dass ich – trotz aller Liebe
natürlich – auch mal was andere sehe, als das Haus hier, zum anderen ist es
einfach wichtig, jemand Außenstehendes zum Reden zu haben. Danke (Ja, nochmal
ein Danke ^^) vor allem an Eve (Projekt: Anne Frank Museum) und unsere Wochenendausflüge :) ♥
Besuch von ASF-Freiwilligen aus Rotterdam - Yannick & Lukas mit Eve und mir :) |
Beim Kaffeetrinken - Amsterdam-Portmonnaie von Eve (r.) und mir (l.)
Achja, auch Flüchtlinge
können feiern - was sich auch an meinem Höllenkater am nächsten Tag eindeutig
nachweisen ließ xD ^^
So, ich hoffe man
kann sich jetzt so ungefähr vorstellen, was ich hier so in den letzten 3,5
Wochen getan habe/in Zukunft tun werde. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Auf
Wiedersehen.
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