Maar ik ben geen vluchteling,
want ik ben niet gevlucht.
Ik ben weggewaaid
als een blad van een boom.
Er is in ons land
een verschrikkelijke wind opgestoken,
een wind vol vuur en verkrachting,
en op een dag,
op een dag die ik me niet meer herinner,
die ik me niet meer durf te herinneren,
ben ik weggewaaid.
Wie zou er uit zichzelf vluchten,
wie zou er zonder afscheid te nemen
z'n eigen huis
z'n eigen dorp of stad,
z'n eigen land
z'n eigen familie in de steek laten
en dan
ergens aankomen
waar je niet welkom bent?
Vluchtelingen zijn nooit welkom
nergens;
dat weet iedereen.
Dat heeft zelfs de geschiedenis
al zo vaak bewezen.
Waarom zou je dan vluchten,
waarom een langzame dood
in een vreemd land,
als je op de drempel van je eigen huis
ook kunt sterven?
Vluchtelingen bestaan niet,
er bestaan alleen weggewaaide mensen
die door de wind
over de wereld zijn geblazen.
__________________________________________________________________________
Flüchtling?
Aber ich bin kein Flüchtling,
denn ich bin nicht geflüchtet.
Ich wurde weggeweht
wie ein Blatt von einem Baum.
In unserem Land
ist ein schrecklicher Wind aufgezogen,
ein Wind voll Feuer und Vergewaltigung,
und eines Tages,
eines Tages, an den ich mich nicht mehr erinnere,
an den ich mich nicht mehr traue zu erinnern,
wurde ich weggeweht.
Wer würde freiwillig flüchten,
wer würde ohne Abschied zu nehmen
sein eigenes Haus,
sein eigenes Dorf oder seine eigene Stadt,
sein eigenes Land,
seine eigene Familie im Stich lassen
und dann
irgendwo ankommen
wo er nicht willkommen ist?
Flüchtlinge sind nie willkommen
nirgendwo;
das weiß jeder.
Das hat selbst die Geschichte,
schon so oft bewiesen.
Warum sollte man dann flüchten,
warum einen langsamen Tod
in einem fremden Land finden,
wenn man doch auf der Türschwelle seines eigenen Hauses
auch sterben kann?
Es gibt keine Flüchtlinge,
es gibt nur weggewehte Menschen,
die durch den Wind
über die Welt geblasen worden sind.
Sonntag, 24. April 2011
Montag, 18. April 2011
Bowling gegen den Alltag
Um dem Alltag ein bisschen zu entfliehen, sind wir gestern mit dem ganzen Haus und vielen ehemaligen Bewohnern und Freunden des Hauses bowlen gewesen.
Es war schön zu sehen, wie gut das allen getan hat. Verborgene Talente wurden entdeckt, es wurde geflucht, gejubelt, 2jährigen beim Bowlingkugel-werfen geholfen und vor allem gemeinsam zumindest ein bisschen das "Drumherum" vergessen. Abgeschlossen wurde dieser Tag mit einem großen Pizza-Buffet. Schön war auch, dass meine Mama und Artur, mein Stiefpapa, dieses Wochenende zu Besuch waren, mitgebowlt haben, und sich super mit den Hausbewohnern verstanden haben.
Ein perfekter Tag, der definitiv widerholungsbedürftig ist.
Es war schön zu sehen, wie gut das allen getan hat. Verborgene Talente wurden entdeckt, es wurde geflucht, gejubelt, 2jährigen beim Bowlingkugel-werfen geholfen und vor allem gemeinsam zumindest ein bisschen das "Drumherum" vergessen. Abgeschlossen wurde dieser Tag mit einem großen Pizza-Buffet. Schön war auch, dass meine Mama und Artur, mein Stiefpapa, dieses Wochenende zu Besuch waren, mitgebowlt haben, und sich super mit den Hausbewohnern verstanden haben.
Ein perfekter Tag, der definitiv widerholungsbedürftig ist.
Demonstration (Platform Stop Racisme en Uitsluiting)
Die Demonstration, die am 14.03.11 auf dem Dam Square in Amsterdam stattfand, ist zwar schon ein bisschen länger her, dennoch will ich euch folgende Bilder/Videos nicht vorenthalten.
Rund 1000 Menschen sind auf die Straße gegangen und haben mittels Kundgebungen und eines Protestmarsches sehen lassen, dass es doch noch Leute gibt, die sich gegen die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen hier stellen.
(Wenn man aber die Relation sieht im Vergleich zu den rund 750.000 Einwohnern Amsterdams, steht das schon wieder in einem anderen Licht)
Aber wir wollen ja nichts schlecht machen, es war definitiv ein Statement, dass z.B. der Protestmarsch einfach mal die ganze Innenstadt blockiert und den (öffentlichen) Verkehr lahm gelegt hat. Und es ist immer gut zu sehen, dass man nicht alleine steht.
Organisiert wurde das Ganze von der Platform Stop Racisme en Uitsluiting (Plattform gegen Rassismus und Ausgrenzung).
Rund 1000 Menschen sind auf die Straße gegangen und haben mittels Kundgebungen und eines Protestmarsches sehen lassen, dass es doch noch Leute gibt, die sich gegen die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen hier stellen.
(Wenn man aber die Relation sieht im Vergleich zu den rund 750.000 Einwohnern Amsterdams, steht das schon wieder in einem anderen Licht)
Aber wir wollen ja nichts schlecht machen, es war definitiv ein Statement, dass z.B. der Protestmarsch einfach mal die ganze Innenstadt blockiert und den (öffentlichen) Verkehr lahm gelegt hat. Und es ist immer gut zu sehen, dass man nicht alleine steht.
Organisiert wurde das Ganze von der Platform Stop Racisme en Uitsluiting (Plattform gegen Rassismus und Ausgrenzung).
Samstag, 9. April 2011
Was zur Hölle muss denn noch passieren??
Was
zur Hölle muss denn noch passieren, bis jemand wach wird?
Vor
zwei Tagen hat sich ein Mensch auf dem Dam Square in Amsterdam - mitten im
Stadtzentrum, ca. 5km von mir weg - in Brand gesteckt und ist gestern seinen
Verletzungen erlegen. Der Grund für diese Tat war bis heute unbekannt und Spekulationen
entflammten in den Medien - verzweifelter Arbeitsloser? Psychisch Kranker?
Falsch.
Das wahre Motiv ist seit heute bekannt: Der Mann war Asylbewerber.
Der
gebürtige Iraner Kambiz Roustayi (36) verweilte
schon seit mehr als zehn Jahren in den Niederlanden. Die Asylanfrage dieses
Mannes, der im Herkunftsland regimekritische Meinung publizierte und dem dort
deswegen Folter und Gefängnis drohen, wurde nach all diesen Jahren zum
wiederholten Male abgewiesen.
Und Kambiz Roustayi steht nicht alleine damit. Viel
zu oft sitzen Flüchtlinge in endlosen Gerichtsverfahren, wodurch sie nirgends
ein normales Leben beginnen können: weder im Herkunftsland, wo sie ihres Lebens
nicht sicher sind, noch im Zielland, in diesem Fall den Niederlanden, wo sie
von der Welt abgeschieden in Asylsucherzentren leben müssen. An den Rand der Zivilisation
gedrängt, mit dem Finger draufgezeigt, mit dem Wort "Illegale/r"
bestempelt. Nein, diese Zeit, in der Asylbewerber in ihrem Asylprozess sitzen,
und einfach nur abwarten müssen, ohne Handlungsmöglichkeit, ohne die Erlaubnis
zu arbeiten, kann man definitiv nicht als „leben“ bezeichnen. Das Einzige, das
bleibt, ist die Hoffnung auf ein "Positiv", eine
Aufenthaltsgenehmigung. Was ein gegenteiliger Befund für diese Menschen
bedeuten kann, wurde durch Kambiz
Roustayi’s Verzweiflungstat deutlich.
Wenn
ich mir durchlese, was ich geschrieben habe, merke ich, dass sich diese
Geschichte liest, wie ein besonders dramatischer, schlechter Krimi - und doch
bist das alles traurige Realität.
Wie
aussichtslos kann die Situation eines Menschen sein, dass sie ihn zu so einer
Tat treibt? Ein öffentlicher Hilfeschrei eines Einzelnen, der für viel zu viele
spricht, und der die unmenschliche Asylpolitik der Niederlande offenlegt.
Und
was passiert? Nichts. Ein paar niedergelegte Blumen, ein paar Beiträge über
traumatisierte Augenzeugen, fertig. Was, WAS BITTE muss denn noch geschehen,
bis die Menschen und vor allem die Politik anfängt zu denken? Wann fängt jemand
an, sich dafür zu interessieren, dass die Asylpolitik völlig unzureichend ist,
und nicht jedem, wie in der Theorie vorgesehen, die gleichen Chancen lässt?
Artikel 1 des Niederländischen Grundgesetztes besagt: „Allen
die zich in Nederland bevinden, worden in gelijke gevallen gelijk behandeld.
Discriminatie wegens godsdienst, levensovertuiging, politieke gezindheid, ras,
geslacht of op welke grond dan ook, is niet toegestaan.”
(Alle, die sich in den Niederlanden befinden,
werden in gleichen Dingen gleich behandelt. Diskriminierung aufgrund von
Religion, Lebensweise, politischer Gesinnung, Rasse, Geschlecht oder jeglicher
anderer Gründe ist nicht zulässig.)
Bloße
Theorie? BlaBla ohne Hand und Fuß?
Was
ist aus der Genfer Konvention geworden, die noch vor ein paar Jahrzehnten so
überzeugt unterzeichnet wurde? Schnee von gestern?
Meine
ehemalige Mitbewohnerin aus Liberia sitzt noch immer im Abschiebegefängnis im
Rotterdam - 4 volle Monate! Sie ist laut Richterbeschluss
legal, sie darf nicht im Gefängnis sitzen. Aber wen
interessiert's? Den IND (Immigrations- & Neutralisationsdienst) sicherlich nicht. Ihre Anfrage auf medizinisch-psychologische
Hilfe wurde zum zweiten Mal abgewiesen. Wöchentlich kommt der DT&V (~
Abschiebeorganisation) bei ihr zu Besuch, setzt sie in dieser
verletztlichen Position immer wieder aufs Neue unter Druck, droht ihr mit Abschiebung,
schüchtert sie ein mit dem Ziel, ihren Willen zu brechen, damit sie „freiwillig“
zurückkehrt, da man sie in diesem Moment per Gesetz nicht aussetzen kann. Und
das dichte ich hier nicht nur des Dramas wegen hinzu, das ist wirklich Teil des
„Asylprogrammes“ hier. Permanente Einschüchterung, Arbeitsverbot, und Umsiedlung
von ASC (Asylsucherzentrum) nach ASC in regelmäßigen Abständen, um zu
verhindern, dass die Migranten hier Wurzeln schlagen und sich zu Hause fühlen
können.
Wie
kann man denn eine so verwundbare Minderheit immer noch mehr abdrängen? Wenn
nicht ein brennender Selbstmörder mitten im Stadtzentrum die Menschen
wachrüttelt, was bitte muss denn noch passieren???
(vom 08.04.11)
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