Dienstag, 7. Dezember 2010

Von Thanksgiving, Sinterklaas und kleinen großen Wundern

Wie scheinbar alle ASF-er mit guten Vorsätzen, schaffe auch ich es nun nicht mehr, allzu oft Blog zu schreiben. In letzter Zeit ist einfach so viel passiert und ich war ziemlich eingespannt. Dennoch will ich euch das alles nicht vorenthalten und nehme mir jetzt doch ein bisschen Zeit zwischen Projekbericht, Nieuwsbriefstress, Vorweihnachtsorganisation und Kindergeschrei.

Thanksgiving
Am 25.11. haben wir - ganz amerikanisch - Thanksgiving gefeiert. Das kommt daher, dass der ursprüngliche Gründer des JNH damals von diesem amerikanischen Fest inspiriert wurde und dieser Tag seither dazu genutzt wird, Danke zu sagen.. Zwar wurde wohl der Ursprung des Festes kurz erklärt, aber es ging mehr darum, einen Tag zu haben, an dem jeder danken konnte, für das, was ihm oder ihr eben wichtig ist. Dazu gab es dann ein großes Festessen (zwar dank Geldmangels mit Hühnchen anstatt Truthahn, aber trotzdem sehr lecker und sehr viel) und vielen Gästen. Auch das Spiel-/Fernsehzimmer wurde zum Esszimmer umfunktioniert.



Sinterklaas - Vorbereitungen
Am Sonntag, 05.12.,war er also endlich da, der lang ersehnte Pakjesavond. Dem voraus ging ein ganzer Berg an Organisation und Vorbereitung und das noch unter den Bemühungen, die Kinder JA NICHTS davon sehen zu lassen. Das hat mich in den letzten zwei Wochen die meiste Zeit gekostet. Erst die Mitorganisation von Thanksgiving und dann noch vom Sinterklaas-Abend:

Ich hab mir fast ein Bein abgerissen, bei dem Versuch für 3 kleine Mädchen zwischen 2 und 6 jeweils ein kleines und ein großes Geschenk innerhalb eines bestimmten finanziellen Rahmens zu finden, habe scheinbar endlos viele (naja, 41) Schokobuchstaben für alle Bewohner + mögliche Besucher gekauft und eingepackt, dafür und für die Geschenke für tonnenweise Geschenkpapier und Namensaufkleber gesorgt, für Sinterklaas typische Süßigkeiten gesucht und gekauft, von denen ich vorher noch nie was gehört hatte, geauso wie die Verpflegung für den Abend selbst, habe anderen Bewohnern mit ihren Geschenken geholfen und wieder und wieder erklärt wie das nun funktioniert, kontrolliert, ob die Mütter die Geschenke für ihre Kinder gekauft hatten, für Alternativen gesorgt, Geschenklösungen für kurzfristige Doch-noch-Mitfeierer organisiert, einen Kragen für unser Zwarte-Piet-Kostüm genäht (oder zumindest versucht) und so weiter...
Nebenbei habe ich dann noch mein eigenes Sinterklaas-Geschenk für Yang Yang entworfen, gekauft und gebastelt und darüber hinaus versucht, keine von meinen Standartaufgaben zu vernachlässigen.

Ich hoffe, man kann sich nun ein grobes Bild davon machen, womit ich die letzte Zeit beschäftigt war und kann verstehen, dass ich nicht lüge, wenn ich sage ich hatte teilweise 11-Stunden-Arbeitstage.
Und dennoch hat alles bis auf ein bis zwei kleine und einen mittelgroßen Fehler besser geklappt, als ich dachte, und ich bin froh, das alles unter einen Hut bekommen zu haben.
Und natürlich hatte nicht nur ich, sondern die ganze Kerngruppe ziemlichen Stress in letzter Zeit, was aber letztendlich zu einem gelungenen Sinterklaasabend geführt hat.


Sinterklaas - Der Pakjesavond
Nach dem Abendessen sangen die hibbeligen Kinder dann nochmal ganz laut und enthusiastisch Sinterklaaslieder, als plätzlich ganz laut an der Tür geklopft wurde und auf einmal 5 Säcke voller Geschenke vor der Tür standen.
Reihum durfte dann jedes Kind ein Geschenk aus den Säcken holen, aber nie für sich selbst, sondern immer für ein anderes Kind. Mit dem ganzen Auspacken, dem Geschrei, der Freude und dem Präsentieren der Geschenke hat sich das ganze doch etwas hingezogen, bis die Kinder dann glücklich ins Bett gingen. Und ich war auch glücklich, dass die Geschenke von mir ziemlich gut angekommen sind. Die Mühe hat sich also gelohnt :)






















Danach war dann der Erwachsenenteil dran. Zwei Wochen vorher hatten alle, die mitmachen wollten, den Namen einer anderen Person gezogen. Für diese mussten sie dann für 12 Euro ein oder mehrere Geschenke kaufen. Der eigentliche Teil daran ist aber, dass man das Geschenk nicht einfach in Papier einwickelt, sondern eine surprise macht - etwas, was irgenwas mit der Person oder dem Geschenk zu tun hat und/oder sie irgendwie ein bisschen veräppelt. Außerdem sollte man ein Gedicht für seine Person schreiben. Das ist mir zwar gelungen, hat aber Verwirrung bei den nicht-Niederländern und lautes Gelächter bei den Niederländern verursacht. Egal, ich fands jedenfalls super.



Für Yang Yang hatte ich ein Haus gebastelt, da sie nach ihren Papieren nun auch noch eine Wohnung in Utrecht für sich und ihren kleinen Sohn bekommen hat. Darin allerlei Dinge, die man so für den Anfang gebrauchen kann. Sie hat sich gefreut und ich mich deshalb auch :)
 

Ich selbst war ziemlich ratlos, was meine Wünsche anging und so habe ich mir einfach nur eine Blumenranke gewünscht, um mein Fahrrad zu verschönern. Die war aber letztendlich von Geeske so wunderschön in Szene gesetzt, dass das ganze Gebilde nun an meine Wand kommt und ich mir trotzdem noch eine Blumenranke kaufen muss xD























Andere Geschenke waren zum Beispiel :







Ein Maßbecher, verpackt als Gießkanne für Blumenliebhaber Frits

















Ein Herz für Geeske, die Freiwillige mit dem grooooßen Herzen





















Ein Floß mit Äffchen für Liesbeth, die 9 Jahre in Afrika gelebt hat










Auch die Auflösung zum Schluss, das "wer-hatte-wen", sorgte für Erheiterung, als sich zum Besipiel herausstellte, dass sich das einzige teilnehmende Päärchen gegenseitig und unsre Erithreerin selbst gezogen hatte, ohne was zu sagen :D

Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die ganze stressige Vorbereitungszeit trotzdem (oder deshalb?)
ziemlich spannend und schön war, genauso wie der Abend an sich.
Auch wenn bei mir zwischendurch der Hier-ist-zu-viel-Sinterklaas-und-zu-wenig-Vorweihnachten-Frust durchkam, und ich mein Zimmer, ganz im deutschen Stil und gegen sämtliche niederländischen Traditionen, schon vor Sinterklaas weihnachtlich geschmückt hab ;)


Kleine Wunder, die so viel bedeuten
Und was dafür gesorgt hat, dass nicht nur ich sondern das ganze Haus in regelrechte Hochstimmung verfiel, ist die Tatsache, dass unser Mitbewohner wirklich wieder freigelassen wurde!!
Dass er nicht direkt zum Abschiebeknast weitergeleitet wurde, hat er einzig und allen dem zu verdanken, dass er einen Gefängniswärter von sich überzeugen konnte - pures Glück also. In dem Moment hat meiner Meinung nach auch das Recht versagt, wenn die Zukunft eines Menschen von der Laune eines anderen abhängt. In dem Fall natürlich im positiven Sinne, und das lässt uns mal eben das "was-wäre-gewesen-wenn" verdrängen. Doch in wie vielen Fällen sorgt eine solche Willkür eben doch für Abschiebeknast..?!
Doch im Moment denken wir darüber eher weniger nach und freuen uns lieber über das beste Geschenk, das Sinterklaas dem Haus bringen konnte.
Weihnachten kann nun also kommen. Hallelujah! :)

Donnerstag, 18. November 2010

De intocht van Sinterklaas

Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht - es gibt natürlich auch mehr als genügend wundervolle Dinge und Erlebnisse, die (nicht allein, aber unter anderem) daran schuld sind, dass ich die Arbeit hier so liebe. Darunter fällt zum Beispiel die intocht (Ankunft) von Sinterklaas letzten Sonntag.

Um folgendes zu verstehen muss man einein grundlegenden Bestandteil der Mentalität der Niderländer kennen - die Geschichte von Sinterklaas bzw. Sint Nikolaas.

Wer jetzt denkt "Ha! Das kenn ich, das heißt doch bei uns Nikolaus", dem sage ich "Falsch." ;)

Sinterklaas ist nämlich natürlich was GAAANZ ANDERES ;)
Naja, ein paar Unterschiede gibt es dann aber doch.

Der gute Mann kommt nämlich aus Spanien, hat aber aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen ein festes Band mit den Niederlanden. Warum interessiert keinen, ist einfach so, Punkt.
Deswegen kommt er jedes Jahr um die selbe Zeit mit seinem Dampfschiff und einer unzählbar großen Horde an "Zwarte Pieten" (sowas wie der "Schwarze Peter" und dümmlicher, lustiger Helfer von Sinterklaas) in die Niederlande.

Dieses Jahr reiste er am 14. November, also letzten Sonntag, in Amsterdam ein. Dieses Spektakel durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und so stand ich mit aufgeregten Kindern und sich-darüber-freuenden Erwachsenen ab 11 Uhr an der Amstel und wartete auf Sinterklaas und sein Gefolge.



Und er reiste wirklich ein! Da fuhren also ein alter Mann mit langem weißem Bart und unzählige Schwarzgeschminke in bunten Kostümen mit Booten die Amstel hinauf...!



Die Kinder sind deswegen jedes Jahr ab Mitte November komplett aus dem Häuschen. Das ist nämlich nur der Beginn des Sinterklaas-Spektakels, aber dazu später mehr.

Nach seiner Ankunft auf der Amstel wird Sinterklaas vom Bürgermeister persönlich empfangen und begrüßt und willkommen geheißen und alle freuen sich, dass er endlich da ist. Danach beginnt dann ein großer Umzug der sich über beinah 3 Stunden und durch das ganze Zentum Amsterdams zieht. Da man Sinterklaas aber nur ein Mal kurz auf seinem weißen Pferd vorbeireiten sieht


stellen die Zwarte Pieten eigentlich die Hauptattraktion des Umzugs dar. Auf Rollschuhen, Fahrrädern, Rollern, Pferden oder sogar auf Feuerwehrautos fahren gefühlte Millionen Pieten die Straße entlang.




 
Ihr Hauptjob ist es, witzig/verrückt auszusehen, witzige/verrückte Dinge zu tun, und vor allem Süßigkeiten auszuteilen. 



Essenziell dabei: Pepernoten:

(Ignorante, kulturferne Deutsche würden jetzt sagen das sind Spekulatius-Kekse, nur in rund ^^). 

Und für die Kinder gibt es nichts Größeres, als wenn sie persönlich von einem Zwarten Piet beschenkt und/oder geärgert werden, wie hier zum Beispiel Aisha :)


Auch die Polizei mag mitmachen, deswegen wird aus der Politie vorübergehend mal die Pietzie, (MEGA-Wortwitz ^^) , sogar mit eigenem Logo. Man will ja die Stimmung durch die vielen anwesenden Menschen mit den neongelben Westen nicht zu sehr drücken.



Naja, die kleinen haben jedenfalls ordentlich Süßigkeiten & Pepernoten abgestaubt. Trotzdem waren alle genauso glücklich, dass wir nach 3 Stunden in-der-Kälte-rumstehen dann doch langsam wieder nach Hause konnten. 
Abends ging es dann aber noch weiter, und zwar mit dem schoenen zetten - die Kinder stellen Schuhe auf, singen dann möglichst schön und laut Lieder für Sinterklaas und hoffen, dass der nachts mal vorbeischaut und ein kleines Geschenk in den Schuhen hinterlässt. 


  









So unwahrscheinlich ist das auch gar nicht, weil Sinterklaas ist jetzt ja in den Niederladen angekommen und beginnt nun zusammen mit den Zwarte Pieten die Sinterklaasabend-Geschenke für alle Kinder de Niederlande einzukaufen. Kein Wunder also, dass er dafür als schon drei Wochen früher anreist, der Sinterklaasabend ist nämlich erst am 5. Dezember. Und fällt damit - tataa - genau auf meinen Geburtstag ^^ Mir wurde schon vorsichtig erklärt, dass dieser dadurch wohl "leicht" in den Hintergrund rücken wird. Deswegen haben wir uns entschieden, dass ich dieses Jahr am 7. Dezember Geburtstag habe. (Wegen mir muss die "2" vornedran sowieso nicht gefeiert werden)

Und sieh an, Sinterklaas war wirklich nachts da und halt Kulis, Spielzeugdinos und andere Kleinigkeiten hinterlassen. Das macht er jetzt noch 5 Mal und dann ist DER Tag gekommen. 

Der pakjesavond ("Päckchenabend"), das Sinterklaasfest an sich, wo's Geschenke & Glückseligkeit en masse hagelt, so wichtig und vergleichbar mit dem, was bei uns Weihnachten ist. Weihnachten wird hier natürlich auch gefeiert, ist aber eher ein ruhiges Familienfest mit großem Essen. Nicht vergleichbar mit Sinterklaas.
Ein ganzes Land feiert ein Kinderfest, durchorganisiert und inszeniert von vorne bis hinten. Kein Wunder also, dass jeder Niederländer leicht traumatisiert ist, seit dem Tag, an dem er/sie erfahren hat, dass es keinen Sinterklaas gibt.

Ach ja, das leichte Unbehagen, das sich bei dem einen oder anderen breit machen könnte, wenn er an den weißen und weisen Sinterklaas mit seinem schwarzen, dümmlichen Helfer Zwarte Piet denkt, sei dabei mal außen vor gelassen. Verteidiger der Sinterklaas-Tradition sind sowieso der festen Überzeugung, Zwarte Piet war ursprünglich mal Schornsteinfeger. Ja nee is klar ;)

Dennoch soll nicht der Eindruck entstehen, die Niederländer feiern damit die Sklaverei und die Überlegenheit der weißen Rasse, wie es ein paar Hausbewohner irrtümlich verstanden haben ^^
Nur Tradition lässt sich schwer verändern, ohne dass die Tradition dabei verloren geht. Der Versuch, Piet eine grüne Hautfarbe zu verleihen, scheiterte kläglich :D

Vom besagten legendären Sinterklaas-avond werde ich selbstverständlich berichten.
 
Alles Liebe aus der Ferne ♥


Sonntag, 14. November 2010

"Wenn die Gerechtigkeit kotzt"

Passender als Sarah auf ihrem Blog (http://sarah-und-judith-in-peru.kilu.de/?p=301), hätte ich es nicht ausdrücken können, auch wenn die Situation hier eine andere ist, als in Peru.

Die Situation, dass plötzlich die Polizei vor der Türe steht und einen Hausbewohner mitnimmt. Die Situation, dass sie ihn gerade in dem Moment abholt, in dem sein Leben  - endlich - wieder bergauf geht. Einem Moment, in dem man schon fast geglaubt hätte, das berühmte Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Nach jahrelangem bergab.
Die Situation, dass ihm nun dadurch sämtliche Zukunftsperpektive, nicht nur im Bezug auf legalen Verbleib in den Niederlanden, langsam zerstört wird.

Die Situation, dass mein Nebenzimmer jetzt leer ist. Die Situation, dass nun derjenige fehlt, mit dem ich die meiste Zeit hier im Haus verbracht habe, mit dem ich reden, rauchen, lachen, lästern, feiern & ernst sein konnte. Und die Situation, die Ungerechtigkeit so deutlich vor die Füße geschmissen zu bekommen und trotzdem nichts dagegen tun zu können.

Wie kann man denn da noch von Gerechtigkeit reden, wenn das Leben der aufrichtigsten, hilfsbereitesten Menschen einfach so hin- und hergeworfen wird, nur weil sie keine Papiere haben? Nur weil irgendwelche Zettel fehlen, auf denen steht, dass man existiert?

Recht vs. Gerechtigkeit, Michael Kohlhaas live. Hat jemand zufällig Interesse an nem Räuberjob? Morgen früh gehts los, 4.30 Uhr mit brennenden Fackeln Richtung Leipzig... äh, Den Haag.



Aber vielleicht geht es ja nochmal gut, und wir haben ihn nach 24 Tagen wirklich wieder zurück. Darauf hoffen wir nun alle.

Sonntag, 31. Oktober 2010

Wenn Wasserstoffperoxid zu tief in die Kopfhaut eindringt


Vom Rechtstrend in europäischen Parlamenten blieben leider auch die Niederlande nicht verschont. Im Gegenteil, es hat sie sozusagen mit voller Wucht erwischt. Traurigerweise.
Bei den Niderländischen Parlamentwahlen vom 9. Juli 2010 erhielt die rechtspopulistische Partij voor de Vrijheid (PVV) 15,5% der Stimmen und damit 24 Sitze. 



Zum Parteiprogramm der PVV gehört vor allem eine absolute Anti-Islam-Haltung, eine radikale Verschärfung der Einwanderungsbeschränkungen und Regelungen für hier lebende Migranten, Stärkung des niederländischen Patriotismus und des Militärs etc. etc.. Was man eben so propagiert, wenn man sich "Partei für die Freiheit" nennt. Der sarkastische Widerspruch ist schon im Namen enthalten - wunderbar.

Diese rechtgerichtete, oft auch als neo-rechtsradikal bezeichnete Partei ist nun also Drittstärkste im Land.
Ihr Vorsitzender Geert Wilders ist die Vorzeigeblondine schlechthin.
 

Nur blöd, wenn das Wasserstoffperoxid nicht nur die Haare, sondern auch die Hirnzellen auszubleichen scheint. Oder wie kann man sich sonst erklären, dass er von einer grundsätzlichen Unmenschlichkeit des Islams überzeugt ist? Oder wie erklärt man sich sonst folgenden Gesichtsausdruck:...?



Dieser geniale Rückschluss von H2O2-Missbrauch auf die Intelligenz Geert Wilders' stammt von einem Redner, der heute auf dem Museumplein bei einer Anti-PVV-Demonstration gesprochen hat. Auch ein paar von uns Catholic Workern waren vertreten, mit der symbolischen "Partij voor de GASTvrijheid" ( = Partei für die Gastfreundschaft). Nettes Wortspiel mit dem Namen der PVV, aus dem sich mit ein bisschen Nachbesserung doch noch etwas Gutes machen lässt ;)


 Catholic Worker & die Partij voor de Gastvrijheid 

 
 Seifenblasen für den Frieden


Der komplette Platz voll mit Menschen. Anlass war übrigens eine Pro-PVV-Demonstration von englischen Hooligans. Diese mussten ihre Demo jedoch nach außerhalb der Stadt verlegen - wenigstens das.


Gut zu sehen, dass es auch hier Menschen gibt, die für eine gute - und darüber hinaus in anbetracht der aktuellen politischen Situation schreiend notwendige - Sache auf die Straße gehen. 


Montag, 25. Oktober 2010

Unerklärliche Horrorszenen!!


Wer am Montag, 25. Oktober 2010 zwischen Baumarkt Gamma, den Metrostationen Sparklerweg & Venserpolder, oder rund um die Dantestraat in A'dam Zuidoost unterwegs war, konnte Unglaubliches beobachten.
Verwirrte Zeugen stammeln etwas von einem "jungen Mädchen" und "Sockelleisten". Manche können das Gesehene immer noch nicht begreifen. Ein älterer Herr berichtet:  "Ich  weiß nicht warum, aber sie hatte 12 riesengroße Sockelleisten bei sich, als sie aus dem Baumarkt "Gamma" kam. Alle paar Meter hielt sie an, weil diese einfach zu groß, und vor allem zu viele für 1 Person waren. Ich hab sie dann einfach ausgelacht, als sie an mir vorbeikämpfte. Geholfen schien ihr das aber nicht zu haben."
Ein  Glück, dass niemand zu Schaden kam, als das Mädchen mit diesen Unmengen an Baumaterial auch noch in die Metro stieg!
Wenn man daran denkt, dass sich diese Schreckensszenen direkt in unserer Mitte, hier in Amsterdam abgespielt haben, läuft es einem kalt den Rücken herunter. Was tat sie da nur? Was hat sie dazu gebracht? Alles was bleibt, sind diese Fragen und mehrere verstörte Amsterdamer, die diese Vorkommnisse jetzt erst einmal verarbeiten müssen.




So, Spaß beiseite. Aber so wie mich die Leute angestarrt haben, könnte man echt meinen ich steh morgen in der Zeitung. Noch nie n Mädel mit zu vielen Sockelleisten gesehen? Okay, ich geb zu, vielleicht war es nicht ganz so durchdacht, knapp 3m lange Sockelleisten für 2 große Räume auf einmal zu kaufen und damit auch noch Metro zu fahren. Aber man will ja Geld sparen.
Und schön zu sehen, dass einen die Menschen lieber auslachen (bzw. freundlich Mut zulächeln?) als mal kurz mitzuhelfen, während ich fast draufgeh ^^ Erst in Zuidoost hab ich dann  - gleich von mehreren Menschen - Hilfe angeboten bekommen. In dem Stadtteil, der von den anderen Amsterdamern als Ausländer- und "böse-Jungs"-Ghetto verschrien ist. Glückwunsch zur geistigen Beschränktheit.
Naja, jedenfalls weiß ich jetzt, dass ich über 30m Sockelleisten auf einmal tragen kann. Juhu. oO ;) 

Und wieder einmal hab ich gemerkt, dass mir die Arbeit hier so viel Spaß macht, dass ich es gar nicht als Arbeit empfinde. Am Samstag war ich mit Geeske (sie kommt 1x die Woche freiwillig, um im Haus zu helfen) und drei von den Kindern im Schwimmbad.

Dadurch konnte ich vor allem auch zu den Kindern eine bessere Beziehung aufbauen, was mich echt gefreut hat. Auch wenn es VERDAMMT anstrengend ist, 4 Stunden lang nach 3 kleinen Kindern zu schauen. Geeske und ich waren nacher komplett erledigt :D


Sonntag ging es dann ab nach Utrecht (ca. 25min von A'dam). Wieder mit den Kindern, Wibo & Maria (auch eine freiwillige Helferin). Wir schauten "Peter en zijn Wolf" an und wanderten danach noch ein bisschen durch Utrecht.

Fei Fei, Aisha, Onno, Rosa (aus Onnos Klasse), Jia Jia


 
Onno & Jai Jia


 
Königlicher Hofadel :)



 Im Konzertsaal

Die anderen sind dann nach Hause & ich bin noch etwas da geblieben, um mir das Stadtzentrum anzuschauen. Und eigentlich wollte ich mich noch mit Konstantin treffen (ASF-Freiwilliger aus Utrecht), hatte aber intelligenterweise keine Nummer bei mir, um ihn von diesem Vorhaben zu informieren ^^ Deswegen hab ich mir ein bisschen selber das Stadtzentrum angeschaut und bin dann auch nach Hause gefahren. Meiner Meinung nach sieht Utrecht aus wie Amsterdam, nur kleiner und verwinkelter. Mit mehr Kleinstadtflair. :)

Das einzige Foto von Utrecht, bevor mein Akku leer ging -.-


Abends war ich noch mit Maria im Kino, dann im Studentenwohnheim. Ein komplett vollgestopftes Wochenende also, so wie ichs gern hab ;)




Beim ADE mit Baskerville (NL)
Nebenbei ist noch zu erwähnen, dass zwischen Mittwoch und Sonntag das ADE (Amsterdam Dance Event) stattgefunden hat. Wer ein bisschen an elektronischer Musik interssiert ist weiß, dass es sich hierbei um eines der größten Clubfestivals weltweit handelt, mit internationalen musikalischen Größen dieser Richtung. Wer nicht hingegangen ist, hat definitiv was verpasst. (Nur um euch ein bisschen neidisch zu machen :P)                       





Soviel zu den letzten Tagen :)

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Alltag? Bitte was??

Mein Alltag hier im JNH und in Amsterdam lässt sich schwierig beschreiben - schlichtweg deswegen, weil es hier keinen Alltag für mich gibt.
Ich habe wohl meine Standartaufgaben (im Shoppingmanagement werd ich immer besser :P), wie haushaltstechnische Dinge oder das wöchentliche Vergadering mit der kerngroep.
Aber generell gibt es hier fast täglich neue Aufgaben zu erledingen und neue Dinge zu entdecken und zu erleben.

Im Folgenden versuch ich dennoch mal einen Überblick zu verschaffen, was ich hier eigentlich so im Groben tue.
(Achtung, langer Blogeintrag  - wer kein Bock hat viel zu lesen, sollte jetzt damit aufhören ^^)



Meetings, meetings und nochmal meetings.  Ach ja, und meetings.

Vergadering
Jeden Dienstag, von 8.30 Uhr bis 11.30 Uhr ist Standart-Vergadering mit der kerngroep. Hier werden die wichtigsten (& vertraulichsten) Dinge des Hauses besprochen – Bewohner, Termine, Finanzen, Probleme, wer gehen muss, wer evtl. neu einzieht etc. etc.
Danach ist das Hirn meinst leicht zermatscht, auch weil ich noch viel Konzentration dafür aufwenden muss, die Sprache zu verstehen. Aber vor allem weil doch teilweise auch tiefgreifende Probleme zu lösen und einschneidende Entscheidungen zu treffen sind.


Catholic Worker Amsterdam

CW-Logo
Das JNH ist eines von unzähligen Häusern innerhalb der Catholic-Worker-Bewegung, die ursprünglich aus Amerika kommt. Diese Häuser wurden alle errichtet, um Bedürftigen zu helfen, wie in unserem Fall Flüchtlingen. Auch hier in Amsterdam gibt es ein CW-Netz, sodass es auch immer regen Kontakt von/nach außen gibt. Vergadering? – natürlich, hier wurde z.B. das CW-Amsterdam-Logo vorgestellt, über Fahrradtaschen und T-Shirts mit diesem Aufdruck und über die neue Regierung der Niederlande diskutiert.
(U.a. mit meiner Vor-Vor-Vorgängerin Sabrina, die mich jetzt auch bei ASF mit einem Förderbeitrag unterstützt – Danke nochmal an dieser Stelle :) )



Bezoekgroep

Sobald mein screening bei den Behörden durch ist, darf ich als Mitglied der bezoekgroep 1x alle 2 Wochen mit der Gruppe ins Abschiebegefängnis.
Und mit der bezoekgroep gibt es natürlich auch jede Menge Dinge, über die man vergaderen kann.

Ich bin echt neugierig aber ich hab auch n bisschen Angst vor dem, was mich dann erwartet. Vor allem weil ich nichts tun kann, außer alle 2 Wochen für eine halbe Stunde „da“ zu sein. Ich kann den Insassen sonst in keiner Weise helfen. Besuchen, nichts weiter. Dennoch halte ich die bezoekgroep für sehr wichtig, weswegen ich mich auch dazu entschieden habe, das zu machen. Von meinen Eindrücken davon wird garantiert noch zu lesen sein ^^




Nieuwsbrief
4 Mal im Jahr gibt es eine Art „Newsletter“ von unserem Haus.
 Natürlich nicht virtuell, sondern ganz real, DIN A5, schwarz-weiß, mit kleinen schwarz-weißen Bildern auf Umweltpapier. (Mattias und ich planen gerade eine Revolution. Wir werden sehen wie der nächste nieuwsbrief dann aussehen wird :P)
Wenn man dabei an die Dimension von knapp 2000 Empfängern denkt, kann man sich vllt. vorstellen wie viel Arbeit das macht. Bisher ist noch weniger das Versenden, als vielmehr das Schreiben der Artikel das Hauptproblem. Die Zeit ist sehr knapp bemessen und man sieht fast jeden Tag jemanden verzweifelt versuchen, sich nicht von „wichtigeren“ Dingen (spielende Kinder, wunderschöne sonnige Herbsttage, ohje-Kaffee-ist-leer, dringender Nikotinbedarf , singende Äthiopierinnen  etc.) ablenken zu lassen - Mission Impossible ^^


Lebensgemeinschaft
Ganz ehrlich - ich finde es wunderbar. Ich hab deswegen auch keine 24/7 - Arbeitswoche, ich habe genügend Freizeit und auch sehr viele Freiheiten.  Und darüber hinaus noch den Luxus, eine ganz andere Beziehung zu meinem Projekt aufbauen zu können. Sowohl mit den Flüchtlingen, als auch mit der kerngroep hat das alles hier eher eine familiäre Atmosphäre. Es ist doch erstaunlich und sehr schön, wie schnell sich gegenseitiges Vertrauen aufbauen kann. Von der Bereitschaft, abends gemeinsam Karten zu spielen und zu lachen, obwohl man doch so komplett unterschiedlich ist und sich nicht mal unterhalten kann, bis hin zum Erzählen seiner kompletten Lebensgeschichte.
Ich merke jeden Tag mehr, dass ich am richtigen Ort & im absolut richtigen Projekt bin. Und das bestärkt mich nur noch mehr, hier mein Bestes zu leisten in diesem Jahr.


Wochenende
Ja, 5 Tage arbeiten & 2 Tage frei, das lässt sich schlecht realisieren, wenn man quasi mit seiner Arbeit zusammenlebt ^^  Versuch mal, einem 2-jährigen Mädel zu erklären, dass du gerade keinen Bock hast, mit ihr zu spielen, oder einem Hausbewohner, dass du lieber erst übermorgen mit ihm oder ihr reden würdest. Ihr seht, unmöglich. Versteht sich aber schon von selbst aus dem Begriff "Lebensgemeinschaft" und war mir somit auch von vornherein klar. Und wie schon erwähnt, hab ich trotzdem viel Freizeit.
Zurück zum Thema Wochenende.
Wie es sich für eine Metropole so gehört, kommt hier das Nachtleben auch nicht zu kurz. Doch bisher läuft das bei mir noch ziemlich tourimäßig ab – was bedeutet, es ist teuer. Bis ich (und die anderen 8 Amsterdam-ASF-Freiwilligen) die Preisklasse „Stundent“  entdeckt haben, dauert es wohl noch n bisschen. Deswegen geben wir uns oft mit gemeinsamem Kochen im Studi-Wohnheim & anschließendem gemütlichem Betrinken, oder einer kleinen Bartour  zufrieden. Sehr zufrieden sogar :) Wenn man mal raus ist aus den komplett mit Touris überlaufenen Gegenden (wie z.B. dem Rembradtplein), werden die Kneipengänge doch heel erg gezellig und sehr „amsterdamerisch“ :)
A propos andere Freiwillige. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen, wir würden uns aus den Augen verlieren, halten wir doch sehr guten Kontakt. Und weil wenn wir den Sinn unseres Auslandsaufenthalts nicht verfehlt sehen, wenn wir uns nicht jeden Abend die Seele aus dem Leib tanzen, gehen wir oft einfach Sonntags een copje koffie trinken.
Was so banal klingt, ist echt wichtig für mich. Zum einen, dass ich – trotz aller Liebe natürlich – auch mal was andere sehe, als das Haus hier, zum anderen ist es einfach wichtig, jemand Außenstehendes zum Reden zu haben. Danke (Ja, nochmal ein Danke ^^) vor allem an Eve (Projekt: Anne Frank Museum) und unsere Wochenendausflüge :)

Besuch von ASF-Freiwilligen aus Rotterdam - Yannick & Lukas mit Eve und mir :)



 
 Beim Kaffeetrinken - Amsterdam-Portmonnaie von Eve (r.) und mir (l.)


Achja, auch Flüchtlinge können feiern - was sich auch an meinem Höllenkater am nächsten Tag eindeutig nachweisen ließ  xD ^^


Sonstiges
Ansonsten helfe ich bei allem was so ansteht, wie Keller ausmisten, für Geburtstagfeiern backen, die Kinder beschäftigen und auf sie aufpassen usw. usw. ...


Meine Geburtstagskuchen für Xiao Hua :)                                 Gefüllte Paprika á la Caro :D
  

So, ich hoffe man kann sich jetzt so ungefähr vorstellen, was ich hier so in den letzten 3,5 Wochen getan habe/in Zukunft tun werde. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. Auf Wiedersehen.




Sonntag, 10. Oktober 2010

Pause

Ja, ich schreibe gerade keine Blogposts mehr. Warum?
Weil alles, was mein Leben gerade beschäftigt, was meine Arbeit ausmacht und was erzählenswert wäre, das Leben der Menschen hier ist.
Da ich diese vertraulichen Dinge aber nicht ins Internet stellen (und damit die Privatspähre dieser Leute missachten) will, ist gerade Pause.

Für alle ASFer, Familie und engere Freunde sind Fotos auf Facebook anzuschauen. Wer daran sonst noch interessiert ist, kann mir kurz schreiben, ansonsten sind die Bilder "privat", aus oben genannten Gründen.

Natürlich gibt es auch andere Dinge zu erzählen, wie dass ich heute anstatt den Kühlschrank aufzumachen, die ganze Kühlschranktür rausgerissen habe :D ..aber im Moment dreht sich für mich alles vor allem um die Geschichten, Erlebnisse und Gefühle der Flüchtlinge hier.

Ein Update, über die anderen Dinge, die ich hier so tue, folgt in den nächsten Tagen ;)

Montag, 27. September 2010

Kochen für 20 Leute..


..ist ein echtes Abenteuer, vor allem wenn man - wie ich - keinen blassen Schimmer vom Kochen hat ^^
Trotz allem hab ichs geschafft, ne ziemlich annehmbare (vegetarische) Lasagne herzustellen. Herzlichen Dank an den Erfinder der Fertig-Béchamelsauce. :D


...und das ist mein Werk:



Ist auch nichts übrig geblieben. Ja, ich bin schon ein bisschen stolz :D ...und bestens gewappnet für Mittwoch, da muss ich nämlich schon wieder kochen - juhu! -.- ^^



Samstag, 25. September 2010

Cleaning Party

Heute war im Haus Cleaning Party angesagt, d.h. das Haus wird an allen Ecken und Enden und in allen Winkeln generalüberholt. Frühjahrssputz sozusagen. Partystimmung pur.




Davon blieb auch niemand verschont & alle haben mitgeholfen...:

        
        

 ...natürlich auch die Chefs (hier Frits).


Nach 3 Stunden Power-Putzen gabs dann ein gemeinsames Mittagessen (was eine Ausnahme ist, da man hier sonst nur abends warm ist).


Ich freu mich schon riesig auf das nächste "Schoonmachfest" ^^
In diesem Sinne, tot ziens (: