Sonntag, 13. Februar 2011

Caro im Kloster

[Achtung - folgender Artikel könnte sich an manchen Stellen als etwas sarkastisch und provokant erweisen. Wer damit nicht umgehen kann, sollte nicht weiterlesen.
Im Folgenden also die Meinung einer Person, die man in den vergangenen Jahrhunderten noch als "Ungläubige" betitelt hätte. Naja, heute vielleicht auch noch. In gewissen Kreisen.]

Wer anlässlich des Blogtitels große Augen bekommen hat oder loslachen musste, soll sich schämen! Es ist nicht soooo ungewöhnlich, dass ich mich in einem Kloster aufhalte. Okay, vielleicht ist es nicht gerade mein Lieblingsfreizeitbeschäftigung, aber dieses Wochenende habe ich mit meinen Kollegen in der St. Adelbertabtei Egmond Binnen verbracht. 






















Anlass war, kurz gesagt, ein paar Tage Besinnung & Rückzug und Teambuilding.


Weniger der Spiritualität wegen, als vielmehr, um mir selber was zu beweisen, hab ich auch fleißig an den Gottediensten teilgenommen. 6 Stück pro Tag, wenn man den Highscore holen möchte.
Vielleicht lag es daran, dass ich noch nie an einem kathoischen Gottesdienst teilgenommen hatte, oder dass es ein Gottesdienst in den Niederlanden war und oder daran, dass er in einer Klosterkirche stattfand oder daran, dass ich seit der Konfirmation meiner Schwester keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt hatte - oder an der Kombination dieser vier Fakten. 
Auf jeden Fall dachte ich, ich bin im falschen Film, als ich im ersten Gottesdienst am Freitag Mittag saß. Schummerlicht, Mönche in schwarzen Kutten, die Psalme und Lieder singen, die sich anhören, als wäre gerade jemand gestorben, zehntausendmal die selben Gebetsfloskeln und ständig müssen sich alle verbeugen. Die letzten (evangelischen) Gottesdienste, die ich besucht hatte, habe ich deutlich anders im Kopf. 
Mir ist unerklärlich, wie man mit so einer Grabesstimung (andere würden es wohl "Besinnlichkeit" nennen) die Herrlichkeit Gottes feiern will. Wenn man schon so pro-Glauben ist und damit/darüber so froh ist, könnte man das doch wohl auch ein bisschen besser zum Ausdruck bringen?! Aber nein, immer dieses ewige "Ich bin ein Sünder, ich bin schlecht, die Welt ist schlecht, ich habs aber auch nicht anders verdient und hoffe auf deine Gnade" ist echt nicht mein Ding. (Eine Frage an meine katholischen Leser - sind wirklich ALLE katholischen Gottesdienste so?)

Nachdem der erste Schock dann überwunden war, habe ich mir die folgenden Gottesdienste damit verbracht, mich zu Dinge zu fragen: ob den Mönchen eigentlich nicht kalt ist, ob sie wohl noch zusätzlich Hosen unter ihren Kutten tragen, warum die (fast) alle singen können, wie man es durchhält, Wochen und Jahre jeden Tag sechs mal die gleichen Lieder und Psalmen in der gleichen Tonlage und mit den selben 4 Noten zu singen, ohne durchzudrehn, warum die Niederländer Gott siezen, warum es eigentlich Eva war und nicht Adam, die den größten Mist der ganzen Bibelgeschichte gebaut hat, was der Sinn von Weihrauch ist, der mir und vor allem den Mönchen die Augen brennen lässt, dass Alt-Niederländisch noch ein Stück mehr dem Deuschen gleicht als das heutige, wie gut es wohl ankommen würde, wenn ich den Gottesdienst-Revoluzzer spielen und n paar Verbesserungsvorschläge anbringen würde, dass wohl zu wenig Leute für eine Jesus-Laola-Welle anwesend sind, und wie vielen Leuten ich wohl mit meinem folgenden (diesem) Blogeintrag auf die Füße treten werde. Und, naja, zwischendurch hab ich wohl auch manchmal zugehört und mitgelesen. Es ist ja auch nicht so, dass ich mich darin nicht wiederfinde und es soll auch nicht der Eindruck entstehen, ich sei gegen Religion. Aber das? Das war mir doch zu... sagen wir mal, konservativ und farblos.

Außer diesem Gottesdienst-Marathon haben wir die Zeit dazu genutzt, uns als Team gegenseitig besser kennen zu lernen, das Jeanette Noelhuis seine Bedeutung und seinen Platz und in der Welt selbst (neu) zu definieren und Zunkunftspläne anzuschneiden. Darüber hinaus hatten wir fernab vom Noelhuis-Troubel auch mal wirklich Ruhe und Zeit für uns selber, was man "zu Hause" zu äußerst selten bekommt.
Alles in allem hat uns das Wochenende ziemlich gut getan, als Gruppe und jedem einzeln. Wir haben festgestellt, dass wir sehr harmonisch miteinander funktionieren, viel Gelacht und zwischendurch auch wirklich Zeit, über wichtige Dinge und/oder sich selbst nachzudenken.

Und was die Spiritualität anbetrifft,  habe ich meinen Horizont definitiv erweitert und ich muss zugeben, ich hatte vorher wirklich null Ahnung vom Katholizismus. Ich hätte nie gedacht, dass sich die beiden Konfessionen so stark unterscheiden.
Aber eins steht dennoch fest, ein katholischer Catholic Worker bin ich wohl eher weniger. 
Sorry, Dorothy.

2 Kommentare:

  1. 'wie man mit so einer Grabesstimung die Herrlichkeit Gottes feiern will'

    mooi gesproken. De heerlijkheid van God vieren. Ik stel voor om dat te doen met een goede maaltijd, wijn en veel geluid van een niet nader te noemen klein meisje. Dan kunnen we meteen de muren oranje schilderen!

    Zullen we eens met R. naar de kerk gaan? Dat is vast heel anders.

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  2. Ja, ik heb haar gisteren meteen gevraagd :D

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